Seite 575 - Der gro

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Bestrebungen des Papsttums
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tag, und es wurde behauptet, seine Echtheit sei durch viele Wunder
bestätigt. Man berichtete, daß Menschen, die über die bestimmte Zeit
hinaus gearbeitet hätten, vom Schlage getroffen worden seien. Ein
Müller, der Korn gemahlen habe, hätte statt Mehl einen Blutstrom
herauskommen sehen, und das Mühlrad wäre ungeachtet des star-
ken Wasserstroms stehengeblieben. Eine Frau, die Teig in den Ofen
gesetzt habe, hätte ihn noch roh gefunden, als sie ihn herausnahm,
obgleich der Ofen sehr heiß war. Eine andere, deren Teig um die
neunte Stunde zum Backen bereit war und die sich entschloß, ihn bis
Montag stehenzulassen, hätte am nächsten Tag festgestellt, daß er
durch göttliche Macht zu Laiben geformt und gebacken worden sei.
Ein Mann, der nach der neunten Stunde am Samstag Brot gebacken
habe, hätte, als er es am nächsten Morgen brach, die Feststellung
machen müssen, daß Blut herausfloß. Durch solche lächerlichen
und abergläubischen Fälschungen versuchten die Verteidiger des
Sonntags dessen Heiligkeit zu begründen
In Schottland wie in England wurde eine größere Rücksichtnah-
me auf den Sonntag dadurch erreicht, daß man einen Teil des alten
Sabbats damit vereinte. Aber die Zeit, die heiliggehalten werden
sollte, war unterschiedlich. Ein Erlaß des Königs von Schottland
erklärte, daß „der Samstag von zwölf Uhr mittags an heilig erachtet
werden sollte“, und daß niemand von dieser Stunde an bis Montag
morgen sich an weltlichen Geschäften beteiligen dürfe
Aber ungeachtet aller Bemühungen, die Heiligkeit des Sonntags
einzuführen, haben die Päpstlichen selbst öffentlich die göttliche
Autorität des Sabbats und den menschlichen Ursprung der Einrich-
tung, durch die er ersetzt worden ist, zugegeben. Im 16. Jahrhundert
erklärte ein päpstliches Konzil eindeutig, alle Christen sollten be-
denken, daß der siebente Tag von Gott geheiligt und nicht nur von
den Juden angenommen und beachtet wurde, sondern auch von al-
len andern, die vorgaben, Gott zu verehren, obgleich wir Christen
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ihren Sabbat in den Tag des Herrn umgewandelt haben
Die sich
erdreisteten, Hand an das göttliche Gesetz zu legen, waren sich des
Charakters ihres Werkes wohl bewußt. Sie erhoben sich absichtlich
über Gott.
1
Hoveden, „Annals“, Bd. II, 528-530
1
Morer 290,291
1
Morer 281,282