Seite 91 - Der gro

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John Wiklif
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um seinen Diener zu beschützen. Der Tod kam, aber nicht zu dem
Reformator, sondern zu dem Papst, der Wiklifs Untergang beschlos-
sen hatte. Gregor XI. starb, und die Geistlichen, die sich zu Wiklifs
Verhör versammelt hatten, gingen wieder auseinander.
Gottes Vorsehung leitete auch weiterhin die Ereignisse, um die
Reformation voranzutreiben. Auf den Tod Gregors folgte die Wahl
zweier Gegenpäpste. Zwei streitende Mächte, jede, wie sie erklärten,
unfehlbar, verlangten Gehorsam. (Siehe Anm. 002) Jede forderte die
Gläubigen auf, ihr beizustehen, um gegen die andere Macht Krieg
zu führen, und bekräftigte ihre Forderungen mit schrecklichen Bann-
flüchen gegen ihre Gegner und mit Versprechungen himmlischen
Lohnes für die Helfer. Dieser Vorfall schwächte die Macht des Papst-
tums ganz außerordentlich. Die nebenbuhlerischen Parteien hatten
vollauf damit zu tun, sich gegenseitig zu bekämpfen, dadurch blieb
Wiklif eine Zeitlang unbehelligt. Bannflüche und Gegenbeschuldi-
gungen flogen von Papst zu Papst, und Ströme von Blut flossen, um
ihre widersprechenden Ansprüche durchzusetzen. Verbrechen und
Schandtaten überfluteten die Kirche. Währenddessen war der Refor-
mator in der stillen Zurückgezogenheit seiner Pfarrei zu Lutterworth
eifrig damit beschäftigt, die Menschen von den streitenden Päpsten
ab- und zu Jesus, dem Fürsten des Friedens, hinzulenken.
Diese Spaltung mit allem Streit und aller Verderbnis, die daraus
hervorgingen, bereitete der geistlichen Erneuerung den Weg; denn
dadurch erkannte das Volk das wirkliche Wesen des Papsttums.
In einer Abhandlung über die Kirche und ihre Regierung forderte
Wiklif das Volk auf, zu überlegen, ob diese beiden Päpste nicht die
Wahrheit sagten, wenn sie sich gegenseitig als Antichrist verurteilten.
Und so „wollte Gott nicht länger leiden“, sagte er, „daß der Feind in
einem einzigen solcher Priester herrschte, sondern ... machte eine
Spaltung zwischen zweien, so daß man in Christi Namen leichter
beide sollte überwinden können
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Wiklif predigte das Evangelium wie sein Meister den Armen.
Nicht damit zufrieden, das Licht in den bescheidenen Familien sei-
nes Kirchspiels Lutterworth zu verbreiten, beschloß er, daß es in
alle Gebiete Englands getragen werden sollte. Um dies auszuführen,
1
Neander, „Kirchengeschichte“, 6.Per., 2.Abschnitt, § 28; Vaughan, „Life and Opini-
ons of John de Wycliffe“, Bd. II, 6