Seite 649 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Davids Großmut
645
vermißt, solange sie in Karme
gewesen sind. Frage deine Leute
danach, die werden‘s dir sagen. Und laß meine Leute Gnade finden
vor deinen Augen, denn wir sind an einem Festtag gekommen. Gib
deinen Knechten und deinem Sohn David, was du zur Hand hast.“
1.Samuel 25,6-8
.
David und seine Männer hatten Nabals Herden wie eine Schutz-
mauer umgeben; nun baten sie diesen reichen Mann, ihnen für die
geleisteten, wertvollen Dienste etwas von seinem Überfluß für ihren
Lebensunterhalt abzugeben. David hätte sich natürlich mit seinen
Kriegern an den Herden schadlos halten können. Sie taten es nicht,
sie blieben ehrlich. Aber ihre Gefälligkeiten machten auf Nabal
keinen Eindruck. Die Antwort, die er David geben ließ, war bezeich-
nend für sein Wesen: „Wer ist David? Und wer ist der Sohn Isais? Es
gibt jetzt viele Knechte, die ihren Herren davongelaufen sind. Sollte
ich mein Brot und mein Wasser nehmen und mein Fleisch, das ich
für meine Scherer geschlachtet habe, und Leuten geben, von denen
ich nicht weiß, wo sie her sind?“
1.Samuel 25,10.11
.
Als die jungen Leute mit leeren Händen zurückkamen und David
Bericht erstatteten, packte ihn der Zorn. Er befahl seinen Männern,
sich für ein Gefecht zu wappnen, denn er war entschlossen, den
Mann zu bestrafen, der ihm verweigerte, was ihm von rechtswegen
zustand, und der ihn obendrein beschimpfte. Diese leidenschaftliche
Erregung paßte freilich mehr zu Sauls als zu Davids Wesen, aber
Isais Sohn mußte noch oft in der Leidensschule Geduld lernen.
Nachdem Davids Boten abgewiesen worden waren, eilte einer
von Nabals Knechten zu dessen Frau Abigail und berichtete ihr das
Vorgefallene: „Siehe, David hat Boten gesandt aus der Wüste, unsern
Herrn zu grüßen, er aber hat sie angeschrien. Aber die Männer sind
uns doch sehr nützlich gewesen und haben uns nichts zuleide getan,
und wir haben nichts vermißt, solange wir mit ihnen umherzogen,
wenn wir auf dem Felde waren, sondern sie sind wie Mauern um
uns gewesen Tag und Nacht, solange wir die Schafe in ihrer Nähe
gehütet haben. So bedenke nun und siehe zu, was du tust; denn es
[647]
ist gewiß ein Unheil beschlossen über unsern Herrn und über sein
ganzes Haus.“
1.Samuel 25,14-17
.
1
Nicht der Berg Karmel, sondern ein Ort im Gebiet Juda nahe der Bergstadt Maon.